
Ein sehr emotionales Thema.
Ich bin keine Sternenkind-Mama und trotzdem finde ich das Thema sehr emotional und vor allem sehr wichtig!
Immer wieder werde ich zu Tipps im Umgang mit dem Thema gefragt. Und ich muss gestehen… dass ich da immer etwas ratlos bin.
“Darf” man überhaupt Ideen zum Umgang mit diesem Thema anbringen, wenn man selbst keine Erfahrung hat?
Natürlich kann ich mir den Schmerz vorstellen und möchte jede Sternenkind-Mama in den Arm nehmen und sie einmal lang und fest drücken.
PS: Suchst Du eine kleine Aufmerksamkeit, hier gibt es süße Geschenkideen für Sternenkinder
Umso mehr freue ich mich, dass die liebe Katharina von ichgebäre Dir hilfreiche Tipps zur Annahme, Verarbeitung und Ehre Deines Sternenkindes geben kann.
Du kennst sie vielleicht aus Ihrem Buch „Der kompetente Hausgeburtsvater” oder den Geburtsgeschichten, die sie wunderbar aufschreibt.
Hier kommen Katharinas Ideen.
Sternenkinder sind Kinder, die wir tot zur Welt gebracht haben.
Das können frühe natürliche Fehlgeburten sein (diese sind statistisch gesehen relativ häufig), aber auch späte Totgeburten und abgetriebene Föten zählen dazu.
Denn egal, wann das Baby tot zur Welt kommt und wie schwer die Folgen für dich gesundheitlich sind: Eines haben all diese Situationen gemein.
Du warst schwanger, und jetzt bist du es nicht mehr. Und dennoch hast du auch kein Baby im Arm.
Natürlich macht es für viele Menschen einen Unterschied, ob das Kind bewusst abgetrieben wurde oder es sich um einen „Fehler” der Natur handelt. Für mich ist aber nicht unbedingt die Frage nach der Abtreibung wichtig. Denn Abtreibungen können auch vorgenommen werden, obwohl die Frau das Kind eigentlich gerne bekommen würde. Ich gehe deshalb in diesem Beitrag von folgender Grundlage aus:
- Du wusstest, dass du schwanger warst. Ob das durch einen Test oder eine Untersuchung oder auch nur deine lange ausbleibende Regelblutung bestätigt wurde, ist zweitrangig.
- Selbst, wenn die Schwangerschaft ungeplant war, hattest du eine erste zarte Bindung zu dem Wesen in dir aufgenommen. Du hattest dich mit dem Gedanken vertraut gemacht, dass da in dir etwas wächst. Dass du Mutter wirst.
- Die spürst körperlich, dass die Schwangerschaft nun zu Ende ist. Auch hier sind die Extreme verschieden – von einer „stärkeren Regelblutung” bis hin zu einer Geburt.
Wenn wir in dieser Situation sind, sind wir oft allein gelassen.
Es beschäftigen uns Fragen zu rechtlichen Themen („habe ich Anspruch auf Mutterschutz?”) genauso wie das über allem schwebende “Warum?!” Und wir stoßen bei manchen Menschen auf mehr, bei anderen auf weniger Mitgefühl.
Die wenigsten von uns Sternenmamas (ja, auch ich bin Mama eines Sternenkindes) wollen ihre Kinder vergessen.
Im Gegenteil: Jede Geburt eines Sternenkindes hinterlässt ihre Spuren bei denjenigen Menschen, die es liebten. Und deshalb ist es auch so wichtig, dass wir unserem Sternenkind einen Platz einräumen.
Wir sollten es ehren.
Wir sollten die Zeit, in der es bei uns war, nicht vergessen.
Doch wie können wir dieses so kurze Leben einerseits integrieren, ohne uns andererseits täglich davon herunterziehen zu lassen, dass das Kind nicht bei uns ist?
Um diese Frage soll es im Beitrag gehen.
Nicht für jede Situation passt jeder der untenstehenden Punkte. Du weißt selbst am besten, was zu dir und zu deiner Situation passt.
1.) Sprich es aus
Es wäre zu viel gesagt, dass es einfacher würde, wenn du es anderen Leuten erzähltest.
Nein, die Erfahrung eines Sternenkindes wird niemals „einfach”. Aber es ist realer, wirklicher, wenn du es aussprichst. „Ich habe ein Sternenkind.” Was in unserem Leben von Bedeutung ist, darüber sprechen wir.
Du brauchst es nicht jeder Person innerhalb der ersten drei Gesprächsminuten zu sagen. Aber mit wem hättest du über die intimen Details eines lebenden Babys gesprochen? Diese Menschen können auch die ersten Personen sein, denen du von deiner Erfahrung erzählst.
Nicht immer wirst du Verständnis ernten.
Es können blöde Kommentare kommen. Doch du wirst auch viele Menschen erleben, die deine Offenheit zum Anlass nehmen, dir von ihrem eigenen Sternenkind zu erzählen.
Denn viele von uns sind Mamas und Papas von Sternenkindern. Wir trauen uns nur nicht, das Thema anzusprechen. Deshalb bin ich zum Beispiel auch so froh, dass Michelle Obama das Thema in ihrer Autobiografie aufgreift.
Wenn der Verlust noch ganz frisch ist und du auch professionelle Hilfe in Anspruch nehmen möchtest, wende dich an eine*n Trauerbegleiter*in. Wie eine Trauerbegleiterin dir helfen kann, erfährst du zum Beispiel in diesem Interview.
2.) Lass Fotos schießen
Du hast von deinen lebenden Kindern Fotos.
Selbst, wenn Erinnerungen irgendwann verblassen — ob durch Alter, Unfälle oder Krankheit –, helfen uns Fotos, uns an die wichtigsten Momente unseres Lebens zu erinnern.
Du ehrst dein Baby und die Erinnerung daran, indem du Fotos von ihm schießen lässt. Es gibt professionelle Sternenkindfotograf*innen. Oder du schießt selber ein paar Fotos. Falls du Ultraschallbilder hast, kannst du auch diese nutzen. Falls dein Sternchen noch zu klein war, als du es verloren hast, schieß Fotos von besonderen Orten, an denen du dich an das Baby erinnern möchtest.
3.) Gib dem Kind einen Platz im Stammbuch
Selbst bei frühen Fehlgeburten kannst du dir eine amtliche Bescheinigung ausstellen lassen, dass das Baby da war.
Dies ist keine Geburtsurkunde (damit wären andere rechtliche Ansprüche verbunden), aber sie ist dennoch ein offizielles Dokument.
Wann immer du euer Stammbuch zur Hand nimmst, sind darin die wichtigsten Ereignisse des Familienlebens aufgeführt. Und dazu gehört auch dein Baby.
Der amtliche Titel des Dokuments lautet Bescheinigung nach § 31 Absatz 3 der Personenstandsverordnung. Diese Bescheinigung ist noch relativ neu, deshalb lohnt es sich, vorher im Standesamt anzurufen und zu fragen, was du genau mitbringen musst. Die Standesbeamt*innen haben meist nämlich nur wenig Erfahrung damit. Sie meinen es nicht böse, wenn sie zunächst nicht wissen, was genau du willst.
4.) Richte eine Erinnerungsecke ein
Damit meine ich nicht, dass du das Kinderzimmer deines Sternenkindes für die nächsten 20 Jahre nicht anrühren darfst.
Im Gegenteil: Die kleine Seele will bestimmt nicht, dass du nun in ewiger Trauer verharrst.
Eine Erinnerungsecke ist trotzdem eine schöne Idee. Das kann ein Platz im Regal sein, oder ein Fensterbrett, oder ein Blumenbeet. Dort darf etwas, das du mit deinem Sternenkind in Verbindung bringst, sichtbar sein.
Vielleicht wählst du etwas, das auch andere mit deinem Baby in Verbindung bringen, oder du wählst einen Gegenstand, dessen Bedeutung nur dir klar ist.
Du kannst auch eine Erinnerungsbox füllen. Da gibt es wirklich schöne Exemplare und Du kannst den Namen, Daten und einen schönen Spruch darauf verewigen.
5.) Pflanz einen Baum
Dies ist einer meiner Lieblingsvorschläge.
Ein Baum lebt und wächst.
Du kannst regelmäßig dort vorbeigehen und dich an der Entwicklung freuen. Du kannst dich um ihn kümmern, wenn du magst, oder Mutter Natur die Führung überlassen.
Du kannst eine Obstsorte wählen, sodass du jedes Jahr Früchte erntest. Oder du wählst eine Art, die für dich eine besondere Bedeutung hat. Falls du selber keinen Garten hast oder keinen Baum pflanzen willst, kannst du dir auch einfach “euren” Baum im Stadtpark aussuchen.
6.) Gib dem Kind einen Namen
Es ist leicht, das Baby immer nur als „Fehlgeburt” zu bezeichnen.
Damit reduzierst du das Wesen auf diese eine Tatsache: Es hatte einen Fehler. Die Geburt war ein Fehler.
Ehre dein Baby, indem du ihm einen Namen gibst. Nutze den Namen, für den ihr euch bereits entschieden hattet. Oder such dir ein Wort, das für dich eine Bedeutung hat.
Ein fast schon offensichtlicher Vorschlag ist Stella, was Stern bedeutet. Aber prinzipiell kannst du auch jedes andere Wort nehmen, das dir gut tut.
Hope oder Joy sind übliche englische Mädchenvornamen. Hadar ist ein hebräischer Vorname für beide Geschlechter und bedeutet Blüte. Chaim oder Chaya sind hebräische Namen mit der Bedeutung Leben. Pilvi ist ein bekannter finnischer Name mit der Bedeutung Wolke.
7.) Leg ein Konto für das Kind an und spende das Geld
Falls du bereits Geld für das Baby zur Seite gelegt hattest, kannst du dieses Geld natürlich wieder in eure normale Haushaltskasse zurückfließen lassen.
Du kannst dein Baby aber auch dadurch ehren, dass du das Geld, was eigentlich für dein Sternchen gedacht war, spendest.
Das kann eine einmalige Spende sein, oder du richtest einen Dauerauftrag ein oder zahlst immer zu bestimmten Anlässen Geld ein. Und einmal im Jahr spendest du dieses Geld einem gemeinnützigen Zweck, der dir wichtig ist.
8.) Schreib deine Geschichte auf
Schreib deinem Baby einen Brief.
Erzähl ihm von deiner Liebe, von deiner Trauer und deiner Unsicherheit. Schreib dir die Vorwürfe und Sorgen von der Seele. Erzähl von der Hoffnung, von deinen Ideen für die Zukunft, von dem Schmerz.
Schreib deinem Baby einen einzigartigen Liebesbrief. Verwahre ihn auf und lies ihn einmal im Jahr am Tag, als dein Baby von dir ging. Oder verbrenne ihn in einem Ritual und lass mit dem Rauch die Seele deines Sternenkindes frei.
Ich bin davon überzeugt, dass jede Geburtserfahrung wichtig ist und uns als Mütter und Väter wachsen lassen kann.
Wenn du gerade frisch dein Kind verloren hast, kommt dir dieser Satz wie Hohn vor. Genau so ging es mir auch. Doch das Schreiben hilft. Schreiben ordnet Gedanken. Ich habe deshalb nicht nur meine Geburtserfahrungen meiner drei Wuselkinder, sondern auch meines Sternenkindes aufgeschrieben.
Wenn du möchtest, dass ich dich beim Brief an dein Sternenkind unterstütze, melde dich gern bei mir. Weil Sternenkindbriefe sehr individuell sind, habe ich auf meiner Homepage dazu kein „one-fits-all”-Angebot. Erzähl mir, was du brauchst, und wir schauen, wie ich dich unterstützen kann.
Ich kann mittlerweile ziemlich offen über die Erfahrung meiner Fehlgeburt sprechen. Wenn ich aber die Worte von damals lese, habe ich immer wieder Tränen in den Augen. Es sind keine Tränen des Verlusts oder der Trauer. Es sind Tränen der Freude. Denn sie erinnern mich in meinem oft hektischen Alltag daran, dass dieses kleine Wesen ein Teil von mir ist.
Nicht war. Sondern ist.
Und dafür bin ich ihm zutiefst dankbar.

Katharina ist Mama dreier Wuselkinder und eines Sternenkindes.
Sie engagiert sich für sichere, natürliche und selbstbestimmte Geburten und testet im Alltag die Umsetzung ihres feministischen Selbstverständnisses.
Auf ihrem Blog Ich Gebäre kombiniert sie Geburten mit Feminismus.
Sie gibt Eltern ihre eigene Stimme zu ihrer Geburtserfahrung wieder, indem sie mit diesen die Geschichten der Geburten ihrer Kinder aufschreibt. Für Eltern, die ihre Geburtsgeschichte selber aufschreiben wollen, hat sie eine zehnseitige Liste mit Impulsfragen erstellt, die du dir hier kostenlos herunterladen kannst.
Was hat Dir geholfen mit Deinem Verlust umzugehen?
Schreib es gern in die Kommentare.
Deine Maisie 💕
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